Was bedeutet «Integrative Medizin»? Die Definitionen dazu sind vielseitig. Eine kurz und bündige Beschreibung bietet das MSD Manual:

«Die integrative Medizin ist die Gesundheitsversorgung, die alle geeigneten therapeutischen Ansätze berücksichtigt, gleich, ob diese aus der Schul- oder der Alternativmedizin stammen. Bei dieser Medizin stehen die Gesundheit, der therapeutische Zusammenhang und die Person als Ganzes im Vordergrund.»

Also die Kooperation von Fachpersonen und die Kombination von Therapien aus der Schul- und Komplementär-/Alternativmedizin.

Aber diese Integration kann noch viel breiter gelebt werden. Dazu bietet das Institut für komplementäre und integrative Medizin des Universitätsspital Zürich eine gute Definition. Mehr dazu unter diesem Link auf ihre Website.

Hier auf dieser Website wird diese Integration und Kooperation auch weitreichend beschrieben:

Patientenbezogen

Die Patienten sollen eine aktive Rolle haben in ihrem Genesungsprozess. Sie tragen gezielt und selbstbestimmt zu ihrer Genesung bei. Ansätze aus der Salutogenese (Bewältigbarkeit), Prinzipien der Partizipation (hier in Bezug auf Gesundheitsthemen) und eine Stärkung der Gesundheitskompetenz können bei der Umsetzung helfen.

Methodenbezogen

Dieser Aspekt wird mit der oben zitierten Definition bereits etwas beschrieben. Die Integration, und vor allem die Kooperation verschiedener Methoden für die Befundaufnahme & die Therapie kann oft einen Mehrwert bieten. Dabei sollen die verschiedenen Methoden nicht nur nebeneinander, sondern aufeinander abgestimmt eingesetzt werden.

Bezogen auf die Organsysteme

Gewisse Beschwerdebilder lassen sich rasch und nur auf ein einzelnes Organ oder ein einzelnes Körperteil reduziert behandeln. Andere Beschwerdebilder sind in den Ursachen komplexer und sie werden von verschiedenen Organsystemen beeinflusst. Auch sind vielleicht verschiedene Aspekte des Stoffwechsels beteiligt. Aufnahme, Transport, Interaktion am Zielort, Abtransport & Ausscheidung. So kann sich die Integration der beteiligten Körpersysteme auch auf der somatischen Ebene lohnen.

Fachpersonenbezogen

In einem therapeutischen Setting, in einer Praxis, oder in einem lokalen Gesundheits-Netzwerk (Beispiel Kinzigtal) sollen die Fachpersonen koordiniert für die Genesung der Patienten zusammenarbeiten. Ein Wissensaustausch ist dafür unabdingbar. Dieser kann durch eine sinnvolle Anwendung eines elektronischen Patientendossiers gefördert werden. (Mit dem Bewusstsein, dass dies ein anspruchsvolles Ziel ist.)

Integrative und partizipative Gesundheitsversorgung

Wenn man beim Thema «Gesundheitsversorgung» und «Genesung von Patienten» nicht nur an Medizinische und Therapeutische Aspekte denkt, sondern generell die Gesundheitsdeterminanten berücksichtigt, dann ist das Potential einer Zusammenarbeit all dieser Player noch viel grösser. Arbeit, Bewegung, soziale Gesundheit, Bildung & Beschaffung von hilfreichen Gesundheitsinformationen, Selbsthilfegruppen, sich zurechtfinden in all den Dienstleistungsangeboten, etc., das sind alles Elemente, welche für eine umfassende Gesundheitsversorgung beigezogen werden können. Wenn dies integrativ und partizipativ geschieht, und wenn kritische Übergangssituationen (z. B. Spitalaustritt) gut koordiniert werden, so dient das wiederum der Gesundheit und Lebensqualität des Individuums und der Bevölkerung.

Das sind hohe Ziele, aber überall dort, wo es machbar ist, kann sich das lohnen.